Der Verein für systemische Familienhilfen e.V. (VsF) feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Als freier Träger der Jugendhilfe bietet der VsF ambulante Beratungsmaßnahmen im Auftrag der Jugendämter im nördlichen Rheinland-Pfalz an. Zur 4. Fachtagung, die dieses Jahr im kleinen Saal der Stadthalle in Lahnstein stattgefunden hat, kamen interessierte Fachleute aus ganz Deutschland und den Bene-Lux-Ländern. Der 1. Vorsitzende des VsF, Herr Friedhelm Hahn, nutzte diesen Rahmen, um sich bei beiden Geschäftsführerinnen, Frau Ulrike Hahn und Frau Ingeborg Müller-Fetik sowie den 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die professionelle Arbeit mit Familien in den letzten 10 Jahren zu bedanken und überreichte jedem eine Rose.
Das Thema der Fachtagung - die Multifamilientherapie -, ein Modell, Familien gemeinsam voneinander lernen zu lassen, gewinnt immer mehr begeisterte Anhänger, nicht zuletzt, weil es eine Zeit- und Kosten sparende Alternative zu vielen anderen Therapieformen darstellt. Dieser Ansatz vereint systemische Familientherapie mit den Vorzügen von Gruppentherapie, Selbsthilfegruppen und Community Empowerment.
Mit Dr. Eia Asen als Referent hat der VsF zu diesem Thema den bekanntesten Experten eingeladen. Dr. Eia Asen ist seit 35 Jahren klinischer Direktor des Malborough Family Service in London, einer systemisch orientierten, gemeindenahen ambulanten Psychiatrie-Versorgungseinrichtung für das Zentrum von London.
Die praxisbezogene Präsentation wurde von Herrn Dr. Asen mit Hilfe von Filmbeispielen unterlegt. Sein spritziger und humorvoller Vortragsstil begeisterte die Teilnehmer. Die Multifamilientherapie als weitere Methode in der Kinder- und Jugendhilfe hat alle überzeugt. Diese werden zwar von Fachleuten moderiert; aber die Familienmitglieder übernehmen füreinander einen Großteil der therapeutischen Arbeit. Wenn 6-8 Familien in einem therapeutischen Kontext zusammen sind, dann können sie sich gegenseitig inspirieren, ihre eigenen Ressourcen entdecken und aus ihrer sozialen Isolation herausfinden. Die Multifamilientherapie hilft „Problem-Familien“ sich nicht nur als „Beratene“, sondern zugleich als „Berater“ zu erleben und ihre Isolation und Stigmatisierung im Banne ihrer „Probleme“ zu überwinden.
Innerhalb der Tagesklinik-Arbeit gibt es ein Schulprojekt, das in Kooperation mit 15 Schulen arbeitet. Aus diesen Schulen werden hochauffällige Schüler in das Marlborough Education Center übernommen. Aufnahmebedingung ist, dass die Kinder wenigstens eine Minute pro Woche ihre Heimatschule besuchen. Dieses Verhältnis dreht sich im Lauf der Wochen um: Das Education Center wird immer weniger, die Heimatschule immer mehr besucht.
In der Familienschule erhalten die Kinder eine Mischung aus Erziehung und schulischer Ausbildung. Der Lehrer ist im Raum und gibt die Aufgaben. Die Eltern im Hintergrund sind „Learning assistents“ und werden aktiv bzw. greifen ein, wenn Kinder nicht arbeiten. Jedes Kind hat Ziele, die täglich mithilfe einer einfachen Bewertungsskala auf ihr Erreichen hin überprüft werden. Im Plenum wird am Ende jedes Schultages von jedem Kind das eigene Tagesergebnis vorgetragen. Erreichen und Nicht-Erreichen hat Konsequenzen, die von den Eltern durchgeführt und durchgesetzt werden müssen. Die Eltern wiederum erhalten Unterstützung und Rückmeldung durch die andern Eltern der Gruppe durch die tägliche Feedbackrunde. Die Erfolgsquote der Familienschule beträgt 95 %!